Wald

Den Wald in NRW für die Zukunft sichern und die Vielfalt der Landschaft durch ganzheitlichen Naturschutz stärken

I. Naturerbe Wald – Eine gemeinsame Verantwortung

Der Wald bildet neben Offenland und Gewässersystemen nicht nur das wesentliche Rückgrat der Natur von NRW, er übernimmt auch eine Vielzahl für Mensch und  Natur bedeutsamer Funktionen. Neben der forstwirtschaftlichen Wertschöpfung als Holz- und Energielieferant, dem Klimaschutz als CO2-Senke, dem Gewässer- und Trinkwasserschutz sowie dem Naturerleben hat der Wald für den Artenschutz und die Biodiversität eine sehr große Bedeutung. Der Wald gerät jedoch durch vielfältige Anforderungen in den letzten Jahren verstärkt unter Druck: Sei es durch erhöhten Bedarf an Holz zur stofflichen und energetischen Verwendung, Extremwetterereignisse sowie sich stetig ändernde imabedingungen, veränderte Nutzungs undFreizeitaktivitäten oder die finanzpolitische Anforderungen mit dem Ziel eines höheren Beitrags zur Haushaltskonsolidierung bei Wäldern in öffentlicher Hand. Der Verlust naturnaher stabiler Mischwälder mit ausreichendem Altholzanteil ist allgegenwärtig. Übergeordnete Ziele sind: langfristige Sicherung der Wald- und Waldrandflächen, Erhalt und Entwicklung der biologischen Vielfalt, Beitrag zum Klimaschutz und Steigerung der Anpassungsfähigkeit an die Auswirkungen des Klimawandels, nachhaltige Produktion von Holz, Sicherung von Arbeitsplätzen und der Zugänglichkeit für Erlebnis- und Erholungssuchende.

Zur wirkungsvollen Sicherung und Entwicklung des Verbundsystems von Wald, Offenland und Gewässern mit seinen charakteristischen Artenbestand und wertgebenden Biotopstrukturen ist ein ganzheitliches Biotopmanagement notwendig, an dem die Vertreterinnen und Vertreter der Waldwirtschaft/Offenlandwirtschaft und des Naturschutzes gleichberechtigt teilhaben. Neben der hierzu notwendigen Anpassung der Naturschutzförderung für den Wald an die Systematik der allgemeinen Förderung von Naturschutzmaßnahmen werden alle Initiativen der Landesregierung begrüßt, die die Zusammenarbeit von Forstverwaltung, Landschaftsbehörden, Biologischen Stationen, Naturschutzverbänden, Waldbauernverbänden und Jagdverbänden strukturell und inhaltlich verbessern. Die Landesdelegiertenkonferenz begrüßt, dass zur langfristigen und umfassenden Sicherung des Naturraumes in Nordrhein-Westfalen von der Landesregierung angestrebt wird, eine finanziell abgesicherte Stiftung „Naturerbe NRW“ als Modell einer vernetzten und effizienten Naturschutzpolitik einzurichten. Die Einbringung aller landeseigenen Wald- und Offenlandflächen in den Stiftungsbesitz bietet einen nachhaltigen Schutz für den wertvollen Naturraum Nordrhein-Westfalens. Die LDK hält es dabei für zielführend, dass Waldwirtschaft und Naturschutz in gemeinsamer Verantwortung auf Augenhöhe handeln können und sich dies auch gleichberechtigt in den Gremien der Stiftung „Naturerbe NRW“ widerspiegelt. So wird ein ganzheitliches Naturraum-Management möglich.

II. Konkrete Maßnahmen zur langfristigen und umfassenden Sicherung

Zur langfristigen und umfassenden Sicherung des Naturraumes Wald in Nordrhein-Westfalensind darüber hinaus folgende Maßnahmen notwendig:

– Ausgehend vom Staatswald die Entwicklung von vernetzten, lebensraumtypischen Wildnisflächen auf 10 Prozent der Gesamtwaldfläche

– Ganzheitliches Biotopmanagement in Waldnaturschutzgebieten im gegenseitigen Einvernehmen von Naturschutz und Forstverwaltung

– Einführung einer erweiterten flächendeckenden Waldfunktionenkartierung

– Überarbeitung der Förderrichtlinien für die Waldwirtschaft und für den Naturschutz im Wald

– Gründung weiterer Nationalparke in NRW

– Förderung eines naturnahen, standortgerechten und klimaangepassten Waldbaus

– Ausrichtung der Jagd an tierschutzgerechten und lebensraumangepassten Kriterien

– Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Forst- und Landschaftsbehörden, Biologischen Stationen, Naturschutzverbänden sowie Wald- und Offenlandnutzern vor Ort

– Eine den obigen Zielen verpflichtete effiziente Forst- und Naturschutzverwaltung mit ausreichender Personalausstattung

– Aus- und Fortbildung im Naturschutz als grundlegendes Merkmal nachhaltiger Qualifizierung und Umweltbildung

– Förderung der Waldpädagogik

– Förderung der naturverträglichen Erholung der Bevölkerung im Wald

– Ganzheitliche Betrachtung von Wald, Waldrandflächen und Offenland als zusammenhängende Funktions-/Lebensräume

– Unterstützung eines nachhaltigen Umgangs von Wirtschaft und Gesellschaft mit dem Rohstoff Holz

III. Vorbildfunktion des Staatswalds

Ausgehend vom Staatswald wollen wir über verschiedene vorhandene oder neu aufzubauende Kooperationen die Kommunikation mit den Besitzern der Wälder in öffentlicher Hand und den privaten Waldbesitzern intensivieren und dafür erben die nach den obigen Zielen betreute Waldfläche langfristig zu vergrößern.

IV. Waldpolitische Fachtagung durchführen

Unser Ziel ist die Erarbeitung neuer Entwicklungskonzepte einer gemeinsamen Schutzstrategie von Naturschutz und Waldwirtschaft. Daher beschließt die Landesdelegiertenkonferenz die Durchführung einer waldpolitischen Fachtagung zur Diskussion der Vielschichtigkeit unseres Waldnaturerbes. Die Landesdelegiertenkonferenz beauftragt dazu den Landesvorstand diese Veranstaltung zusammen mit den antragstellenden Landesarbeitsgemeinschaften zu organisieren und in der ersten Hälfte 2012 durchzuführen.

Antragsteller:

LAG „Wald, Landwirtschaft und ländlicher Raum“, Beschluss vom 30. April 2011

LAG „Boden, Wasser und Naturschutz“, Beschluss vom 07.Mai 2011