Milchpolitik

Position der LAG „Wald, Landwirtschaft & ländlicher Raum“ zur Milchwirtschaft

Die LAG „Wald, Landwirtschaft & ländlicher Raum “ in NRW steht für eine gesellschaftsverträgliche Landwirtschaft, die eine nachhaltige , ökologische und vielfältige Milchwirtschaft zum Nutzen aller beinhaltet.

Die LAG ist für eine Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung  des Milchsektors, das bedeutet den Erhalt und Ausbau von Arbeitsplätzen sowie die Förderung der Wertschöpfung  im ländlichen Raum. Die Milcherzeuger sollten ihr Haupteinkommen grundsätzlich durch den Verkauf ihrer Produkte generieren und damit wieder unabhängig von der Lage der öffentlichen Haushalte werden. Die Agrargelder aus Brüssel sind den Landwirten in NRW für von  ihnen erbrachte, gesellschaftlich notwendige Leistungen nach betriebsindividueller kalkulatorischer Arbeitskraft zu bezahlen. „Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen.“

Durch den politisch beschlossenen Ausstieg aus der staatlichen Milchquotenregelung 2015 und die damit volatiler werdenden Märkte ist die nachhaltige Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion   gefährdet. Das Beispiel „Schweiz“ zeigt, dass es bei einer völligen Liberalisierung des Marktes  zu einem massiven Preisverfall und einer stark steigenden Produktion kommt, die wieder zu Überschüssen führt.  Zu beobachten ist auch  eine Verlagerung der Produktion in „Gunstlagen “ . In ökologisch wertvollen Grünlandregionen ist ein massiver Ausstieg aus der Milchproduktion festzustellen.

In einer von Martin Häusling MdEP in Auftrag gegebenen Studie wurden verschiedene, bestehende Milchmarktmodelle  untersucht. Diese Studie hat ergeben, dass der Preis von Milchprodukten  für die VerbraucherInnen bei den unterschiedlichen Modellen fast der Gleiche  war. Die Verteilung der Wertschöpfung in der gesamten Kette ist jedoch sehr unterschiedlich. Hier hat das „kanadische Modell“ am besten abgeschnitten.

 Das Bundeskartellamt hat in der “ Sektoruntersuchung Milch“ festgestellte ,dass es ein starkes Marktmachtgefälle zu Ungunsten der Milcherzeuger gibt. Rund 80% der gesamten Milcherzeugung wird in Deutschland  von Genossenschaften erfasst. Der direkte  Einfluss des einzelnen Mitglieds auf Entscheidungen des oft als Konzern geführten Unternehmens ist nicht mehr gegeben. In den meisten Genossenschaften ist das „opperative Geschäft “ in GmbH´s oder Aktiengesellschaft ausgelagert. Es kommt zum Konflikt zwischen dem Unternehmen  „möglichst günstig den Rohstoff Milch „einzukaufen und dem einzelnen Mitglied „seine Milch “ möglichst teuer zu verkaufen. 

  Die LAG fordert, sich auf nationaler und europäischer Ebene für eine Stärkung der Marktstellung der Milcherzeuger  einzusetzen.   Die Milcherzeuger müssen in eine Position versetzt werden, die eine Marktstellung auf Augenhöhe mit der Molkereiwirtschaft ermöglicht. Milcherzeugerorganisationen wie das Milchboard, die Bayern MEG, MEG-NRW oder die Nord-MEG müssen gefördert werden.                                                                                                                        Eine Bündelung der Milcherzeuger von max.33% auf nationaler sowie von 3,5% auf europäischer Ebene wie im „Milchpaket“ beschlossen  ist nicht ausreichend. Bereits heute gibt es schon Milchverarbeiter, die über 7 %  der Milchmenge auf europäischer Ebene erfassen (z.B. Campina, Arla).     

Eine Doppelmitgliedschaft in mehr als einer Milcherzeugerorganisation oder Genossenschaft, wie es das deutsche Marktstrukturgesetz bisher erlaubt hat, sollte in Zukunft wieder möglich sein.  Das EU-Milchpaket muss hier geändert werden. Das gilt  auch für das neue deutsche Agrarmarktorganisationsgesetz  .                        

Bei der Erschließung von Drittlands-/Weltmärkten hat der Fokus auf hochveredelten Produkten mit einer die Vollkosten der Produktion abdeckenden Wertschöpfung zu liegen. Grundsätzlich sollte eine Abkehr von der absoluten Weltmarktorientierung der GAP  hin zu einer binnenmarktorientierten Ausrichtung der Gemeinsamen Marktordnung (Milch) angestrebt werden. Nur damit ist eine langfristige, nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland und Europa zu erreichen. Dieses hat schon der EU-Rechnungshof sowie der  Wirtschafts- und Sozialausschuss des EU-Parlaments festgestellt.

Das  Klimaschutzgesetz in NRW sieht eine Reduktion der CO² Belastungen bis 2050 von 80% vor. Auch die Milchviehhalter in NRW können ihren Beitrag leisten, daher sind regionale Kreisläufe zu fördern. Der Import von Futtermitteln aus Übersee und der Export von daraus entstehenden Überschüssen stehen diesem Ziel entgegen und ist durch regionale (insbesondere Eiweiß-) Futtermittelkreisläufe zu ersetzen.

Die LAG “ Wald, Landwirtschaft & ländlicher Raum“ setzt sich daher für folgende Maßnahmen ein:

-Die Bündelung der Milch in Erzeugerorganisationen  ist zu stärken und zu fördern

-Marktmodelle, die einen Markt um Rohmilch vor der Molkereiwirtschaft entstehen lassen, sind gemeinsam mit den Milcherzeugern zu entwickeln und umzusetzen

-Da durch die direkten Beziehungen zwischen Milcherzeugern und Verarbeitungsbetrieben Einfluss auf ein besseres Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage genommen werden kann und um für die europäischen Milcherzeuger vergleichbare Rahmenbedingungen zu schaffen, sind die im Rahmen des EU-Milchpakets vorgesehenen Mindestkriterien zur Vertragsgestaltung zwischen Erzeugern und Milchwirtschaft für alle Mitgliedsländer verbindlich einzuführen.

-Einführen einer flexiblen Mengensteuerung (wie vom Bundesparteirat beschlossen). Diese darf jedoch nicht von den Milchverarbeitern allein gestaltet werden.

-Einführung einer europäischen Monitoringstelle, die die Marktsituationen erfasst, Marktprognosen erstellt und Vollkostenspanne der EU-Milchproduktion ermittelt. Daraus resultierend beschreibt die Monitoringstelle  einen Zielpreiskorridor

-Bei Marktveränderungen  bzw. unterschreiten einer Mindestmarge schlägt die Monitoringstelle  entsprechende Marktanpassungsschritte vor (Intervention, private Lagerhaltung, freiwilliger  Milchlieferverzicht gegen Entschädigung , wie vom EU-Agrarausschuss beschlossen ).

-Förderung des Anbaus von Leguminosen, Kleegras und ökologisch wertvollen Pflanzen zur Versorgung der Milchviehhaltung mit heimischen Proteinen sowie als Beitrag zur Energieerzeugung

-Förderung  von Erzeugungs- und Verarbeitungsstrukturen für regionale Milchprodukte.

-Förderung von Marketing- und Absatzmaßnahmen, auch im Rahmen   regionaler Erzeugergemeinschaften

-Vorgabe an alle (öffentlichen) Versorgungseinrichtungen (Kantinen, Krankenhäuser, Schulen etc.)  regionalen und fair gehandelten Produkten den Vorzug zu geben.

 

Im Jahr 2011 und 2012 haben in NRW über 5% der Milchviehbetriebe die Produktion eingestellt. Der  Strukturwandel hat rasant an Geschwindigkeit zugenommen, der Fremdkapitalanteil in den  Betrieben steigt enorm an.  Es ist zu befürchten,  dass Familienbetriebe zunehmend für immer verschwinden und die Milchproduktion zunehmend in horizontaler Verknüpfung von Kapitalgesellschaften übernommen wird.  Diese Form von flächenunabhängiger und kurzfristiger Gewinnmaximierung geprägte  Erzeugung hat sich in der Geflügel- aber auch Schweinehaltung mit den entspr. negativen Folgen schon etabliert.

Größer werdende Betriebe und der Einzug von Melkrobotern führen dazu, dass die Kühe von der Weide verschwinden. Zu einer artgerechten Milchviehhaltung gehört aber auch der Weidegang im Sommer.

In der Bevölkerung ist diese weidelose Intensivierung nicht das Bild der Milchviehhaltung das sie möchte.

Dieser Meinung  schließt sich der LAG“ Wald,Landwirtschaft& ländlicher Raum“ an.